Ein Gedenktag des Wahnsinns. Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki vor 80 Jahren
06. Aug 2025
Am 6. und 9. August 1945 – vor nunmehr 80 Jahren – wurden Hiroshima und Nagasaki durch zwei Atombomben zerstört. Nahezu 100.000 Menschen starben sofort, weitere über 100.000 erlagen bis zum Jahresende den Folgen der Explosionen. In den Jahren danach kamen Zehntausende durch die Spätfolgen der Strahlung oder ihrer Verletzungen ums Leben. Dass diese Bombenabwürfe im Kontext des Zweiten Weltkriegs geschahen und die japanische Regierung erst nach ihnen kapitulierte, macht das Leid nicht geringer – und legitimiert den Einsatz dieser Waffen keineswegs.
80 Jahre später ist die Gefahr nuklearer Vernichtung keineswegs gebannt. Wir leben in einer Ambivalenz, die sich nicht einfach auflösen lässt.
Deutschland hat sich verpflichtet, auf eigene Atomwaffen zu verzichten. Stattdessen steht es unter dem nuklearen Schutzschirm der USA. In Büchel, Rheinland-Pfalz, werden US-Atomwaffen gelagert. Als Präsident von pax christi habe ich dort 2021 an einem kirchlichen Aktionstag teilgenommen. Gemeinsam feierten wir Gottesdienst und demonstrierten gegen Atomwaffen. Das war noch vor dem Krieg in der Ukraine. Damals waren die Gewissheiten noch stärker. Heute sind die Diskussionen innerhalb der Friedensbewegung kontroverser geworden: Wie lässt sich Frieden schaffen, wie kann ein Krieg verhindert werden?
2021 war für mich klar: Atomwaffen haben in Deutschland keinen Platz. Das war auch meine Botschaft in Büchel – im Geiste der Enzyklika Fratelli tutti, in der Papst Franziskus unmissverständlich feststellt: Es gibt keine ethisch vertretbare Rechtfertigung für Atomwaffen.
Dem gegenüber steht das Argument der Abschreckung. Es besagt: Ein atomarer Schutzschirm könne potenzielle Angreifer abschrecken. Diese Haltung vertraten auch die Päpste in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg. Momentan mag man argumentieren, Atomwaffen verhinderten womöglich einen „heißen Krieg“. Doch selbst dann bleibt klar: Das kann allenfalls eine vorübergehende Lösung sein. Wir müssen an der Überwindung dieser Gewaltspirale und der dahinterstehenden Logik arbeiten.
Für mich stellt sich die Frage: Nehmen wir die Friedensbotschaft der Päpste der vergangenen Jahrzehnte ernst? Ich erkenne das derzeit nicht – auch nicht bei Staaten, die dem Atomwaffensperrvertrag beigetreten sind und nun über dessen Aufkündigung nachdenken. Wenn solche Verträge zur Makulatur werden, ist das eine ernste Bedrohung für die Zukunft des Weltfriedens.
Die Päpste waren in ihrer Haltung stets klar – insbesondere Papst Franziskus und nun auch Papst Leo XIV. Beide betonen: Waffen schaffen keinen Frieden. Kriege sind Ausdruck des Scheiterns. Auch Historiker zeigen: Kriege wurden am Ende immer durch Diplomatie beendet, nicht durch Waffen.
Die Bombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki waren keine legitimen Mittel, um Frieden zu schaffen oder einen Krieg zu beenden. Sie brachten unermessliches Leid. Ein wichtiges Zeichen ist in dieser Zeit für mich die Verleihung des Friedensnobelpreises 2024 an eine japanische Gruppe, die sich seit 1945 gegen Atomwaffen engagiert. Diese Auszeichnung macht deutlich: Menschen leiden bis heute unter den Folgen dieser Waffen.